„What is home? Baby, don’t hurt me.“

Die weltweite Mobilität von Menschen und ihrer visuellen Ausdrucksformen ist im künstlerischen Diskurs ein bedeutendes Thema, da sie die eindrucksvolle Vielfalt und Divergenz künstlerischer Schöpfungen verdeutlicht. In der bevorstehenden Ausstellung „What is home? Baby don’t hurt me.“ beleuchten drei herausragende Künstlerinnen facettenreiche Blickwinkel auf das Konzept des Ankommens im Kontext von Migrationsbewegungen.

Zentrale Sujets dieser Ausstellung beinhalten Akkulturation, Momente der Ungewissheit und des Unbehagens, der Diskriminierung und des Rassismus, Neuerfindung und Grenzüberschreitung, aber auch der Selbstbestimmung. Sie verdeutlichen die inneren Widersprüche und Differenzen in der Bildung von Identitäten, sei es auf individueller oder kollektiver Ebene. Hinter den vielfältigen künstlerischen Strategien im Umgang mit Unterschieden und Fremdheit offenbart sich eine komplexe Auseinandersetzung mit Machtverhältnissen. Eine subtile Gratwanderung, in der das raffinierte Spiel mit Differenz zur Selbstbestimmung führt und nicht in fremdbestimmten Zuschreibungen endet.

In ihrem eindrucksvollen experimentellen Fotofilm „Wann kamst du an?“ (2023) untersucht die Künstlerin Serafima Rayskina die Erfahrung der Ankunft in der Erstaufnahmeeinrichtung Unna Massen als Migrantin. Die im Film verwendeten Fotografien entstanden zwischen 1955 und 2004 und sind zum Großteil aus dem Archiv des DOMiD e.V. Die Silhouetten der Menschen stehen für eine Vielzahl der Migrierenden. Auf einfühlsame und präzise Weise beleuchtet sie diesen oft im gesellschaftlichen Diskurs vernachlässigten Ort des Wartens und der Entwurzelung.

Die Installation “Wanderlust” (2023) der Künstlerin Si-Ying Fung thematisiert die Chinesische Wollhandkrabbe, die vor über einem Jahrhundert als unfreiwillige Migrantin an Bord von Frachtschiffen nach Europa kam. Erst kaum beachtet, wurde sie mit zunehmender Ausbreitung als Bedrohung wahrgenommen.
„Wanderlust“ erzählt Geschichten von unfreiwilliger Migration, verschiedenen kulinarischen Gewohnheiten und der noch heute gegenwärtigen Angst vor „Überfremdung“. Trotz allem richten die Krabben sich ein und sind eine Hommage an das Weiterleben in der Fremde.

In „Lost in Values“ (2023) beschäftigt sich die Künstlerin Le Thu Tran mit dem Asian Values Score Revised (AVS-R), einem psychometrischen Test, um die Adhärenz der in den USA lebenden asiatischen Bevölkerungsgruppe zu kulturellen Werten der Herkunftskultur zu bestimmen. Der AVS-R wurde bisher in der deutschen Akkulturationsforschung noch nicht genutzt und soll in dieser künstlerischen Arbeit den Betrachtenden zugänglich gemacht werden. Korrespondierende Illustrationen und Fragen stellen einen erweiterten Fragebogen dar.
Die Arbeit ist eine Einladung, den Fragebogen zu beantworten, sich miteinander auszutauschen und die verschiedenen Ebenen des eigenen Akkulturationsprozesses und psychischen Wohlbefindens zu reflektieren.

Vernissage: 02. November 2023 ab 19:00 Uhr
Ausstellung 03. bis 11. November

Öffnungszeiten:
Fr, 03.11.: 17:00 bis 20:00 Uhr
Sa, 04.11. bis So, 05.11.: 13:00 bis 20:00 Uhr
Do, 09.11.bis Fr, 10.11.: 17:00 bis 20:00 Uhr
Sa, 11.11.: 13:00 bis 20:00 Uhr

kuratiert von Lara Victoria Gorski mit freundlicher Unterstützung vom Behörde für Kultur und Medien Hamburg.

Hinterlasse einen Kommentar

close-alt close collapse comment ellipsis expand gallery heart lock menu next pinned previous reply search share star